SPD Hermannstein-Blasbach

Mit humanoiden Robotern für die Zukunft lernen – Robotikum für den Lahn-Dill-Kreis in Herborn eröffnet

Veröffentlicht am 05.11.2021 in Allgemein

Besonders in der Pandemie ist die Digitalisierung an den Schulen in aller Munde. In vielen Fällen wird kein gutes Haar an unserem Bildungssystem gelassen, überwiegend über die Defizite und Probleme berichtet. Doch es gibt auch positive Beispiele und Entwicklungen, wie gerade auch unser Landkreis zeigt, der mit IServ und Glasfaser für die Schulen schon früh die infrastrukturellen Grundlagen gelegt hat. Neben der Infrastruktur brauchen wir aber auch gute Lehr- und Lernkonzepte, damit unsere Kinder auf ihre Zukunft in einer hochdigitalisierten Welt vorbereitet werden, ihre Chancen auch nutzen und ihre Potentiale voll ausschöpfen können.

Ein solches innovatives Projekt wurde Ende 2017 von einer Forschergruppe um Prof. Dr. Jürgen Handke an der Philipps-Universität Marburg ins Leben gerufen – das Robotikum. Mit 58 cm großen humanoiden NAO-Robotern der Firma Softbanks Robotics unterrichtet das Team Schülerinnen und Schüler in Marburg in der Bockprogrammierung. Ziel ist es dabei nicht, alle Kinder und Jugendliche in kleine Informatiker zu verwandeln, sondern den Teilnehmenden Möglichkeiten in diesen Arbeitsfeldern zu eröffnen. Die Kinder lernen, was für Fähigkeiten Roboter haben und gleichzeitig aber auch, wo ihre derzeitigen Grenzen liegen. Sie verstehen Begriffe wie Künstliche Intelligenz (KI) besser und können zwischen Wirklichkeit und Hollywood-Fiktion unterscheiden, werden also zu mündigeren Menschen. Die Projektkoordinatorin des Robotikums und des dazugehörigen Forschungsprojekts RoboPraX, Sabrina Zeaiter betont, dass die Schülerinnen und Schüler durch das Robotikum ihre Fähigkeiten in der Problemlösung und im algorithmischen Denken stärken. „Diese Kompetenzen brauchen die Kinder und Jugendlichen in fast jedem Bereich ihres Lebens, heute wie zukünftig.“, so die Bildungsforscherin Sabrina Zeaiter. 

Im Robotikum erlernen Schülerinnen und Schüler aller Schulformen ab Klasse 5 in einem dreitägigen Praktikum wie sie humanoide Roboter steuern können. Dabei wird von den Teilnehmenden kein Vorwissen in der Informatik verlangt. Mittels Blockprogrammierung wird ihnen ein einfacher Zugang zur Robotik und zu dem Begriff KI ermöglicht. Kinder und Jugendliche arbeiten ganz praktisch an Dialogen, Bewegung und Sensorik der NAO-Roboter. Sie können sich kreativ in eigenen Projekten ausleben und ihre Fähigkeiten live an Robotern erproben. 

Seit 2018 läuft das Schulprojekt mit den kleinen humanoiden Robotern an einer Standortschule erfolgreich zwischen der Stadt und der Uni Marburg. Zwei Jahre später, im Herbst 2020, wurde das Projekt vom Landkreis Marburg-Biedenkopf um zwei Standorte erweitert. 

Sabrina Zeaiter, die im Lahn-Dill-Kreis kommunalpolitisch sowohl in der Stadt Wetzlar als auch im Lahn-Dill-Kreis aktiv ist, hatte sich zusammen mit der stellvertretenden Schulleiterin des Johanneum Gymnasiums Herborn Kristine Tromsdorf und dem Landrat Wolfgang Schuster dafür stark gemacht, das Projekt auch in den Lahn-Dill-Kreis zu holen. Anfang November ist nun mit dem Johanneum Gymnasium Herborn ein vierter Standort des Robotikums, diesmal in unserem schönen Landkreis, eröffnet worden, unterstützt durch die Rittal Foundation. Seine neue Heimatschule hat eigens für das Robotikum ein Klassenraum bereitgestellt und wurde mit neuen Laptops sowie vier humanoiden Robotern vom Kreis ausgestattet. Die vier NAO-Roboter in Herborn wurden nach berühmten Informatikerinnen und Informatikern benannt: der Wegbereiterin der Programmierung Ada Lovelace, der Erfinderin des Compilers Grace Hopper, dem Pionier der Informatik Alan Turing und dem Begründer des World Wide Webs Tom Berners Lee. 

Schulklassen aus dem ganzen Kreisgebiet dürfen nun Termine im Robotikum buchen und ihre Klassen nach Herborn schicken, damit sie Digitalisierung hautnah erfahren und praktisch ausprobieren können.